Trauma und Körper

Polyvagaltheorie

 

Bei einem Trauma wird das Stress-System im Körper (auch bekannt als "Fight or Flight"-Reaktion) aktiviert. Hierbei werden Stresshormone freigesetzt und das Nervensystem bereitet sich auf eine mögliche Bedrohung vor. Dies kann zu körperlichen Reaktionen führen, wie z.B. erhöhter Herzschlag, erhöhter Blutdruck, erhöhte Muskelspannung und erhöhte Aufmerksamkeit.

Wenn das Trauma andauert oder das Nervensystem überlastet wird, kann dies zu einer Fehlfunktion im Stress-System führen, was wiederum zu einer Reihe von körperlichen und psychischen Symptomen führen kann, wie z.B. Angststörungen, Schlafstörungen, Körperbeschwerden und dissoziative Reaktionen.

 

Die Polyvagaltheorie beschreibt, wie das autonome Nervensystem im Körper auf Stress- und Bedrohungssituationen reagiert und wie Trauma das Nervensystem beeinflussen kann. Die Theorie besagt, dass das Nervensystem in bestimmten Situationen in einen "Safe and Social"-Modus (ruhiger, verbundener Modus) oder einen "Mobil"-Modus (übererregter, gestresster Modus) wechseln kann. Bei einem Trauma kann das Nervensystem dauerhaft in den Mobil-Modus übergehen, was zu körperlichen und psychischen Symptomen führen kann.

 

Window of tolerance

 

In Bezug auf Trauma und Nervensystem ist der Begriff "Window of Tolerance" (dt. Toleranzfenster) von Bedeutung. Dies bezieht sich auf den optimalen Bereich von Stress- und Erregungsniveaus, in dem eine Person in der Lage ist, angemessen auf Stress- und Bedrohungssituationen zu reagieren und regulierend auf ihre eigenen emotionalen und körperlichen Bedürfnisse zu reagieren.

Bei einem Trauma kann das Nervensystem aus dem Toleranzfenster herausgedrängt werden und in einen Zustand von Über- oder Unterreaktion gelangen. Dies kann zu körperlichen und psychischen Symptomen führen, wie z.B. Angststörungen, Schlafstörungen, körperlichen Beschwerden und dissoziativen Reaktionen.

Ziel von Traumatherapie ist es, das Toleranzfenster wiederherzustellen und das Nervensystem in einen regulierten Zustand zurückzuführen, um den Betroffenen zu ermöglichen, besser mit Stress- und Bedrohungssituationen umzugehen und ein angemessenes emotionales und körperliches Regulierungssystem zu entwickeln.